Thursday, May 25, 2006

Die Macht der Phantasie

...oder: Was weiß ich eigentlich über Russland?
Gerade habe ich ein Buch ausgelesen, dass ich wohl in der Buchhandlung selbst nie ausgewählt hätte. Aber manches flattert einem als Geschenk in die Hände.
In Das Wunder von St. Petersburg erzählt Maria Blumencron die Geschichte von Anna Timonina, die in verschiedenen russischen Kinderheimen aufwächst.
Anna ist in vielerlei Hinsicht begabt, sie ist Musikerin, Fotografin und Überlebenskünstlerin in einer Welt, die ihr mehr Hindernisse in den Weg stellt, als ein Mensch allein eigentlich zu tragen in der Lage ist. Nebenbei habe ich einiges über Russland, russische Kunst und Literatur und nicht zuletzt über St. Petersburg erfahren. Wie wenig ich eigentlich darüber weiß...


St. Petersburg, fotografiert von Anna Timonina

Das Buch erzählt auch die Geschichte von Annas Tochter Alja, eigentlich ein schwer krankes Kind, das neben einem ungewöhnlichem Mal-Talent auch eine schier unbegrenzte Phantasie hat. Alja hat sich eine Welt erschaffen, Finx Lux, eine bunte Welt voller wunderbarer Dinge und bewohnt von zauberhaften Katzenwesen.
Faszinierend an dem Buch sind die verschiedenen Erzählebenen, Annas Vergangenheit und Gegenwart und Aljas phantastische Ideen und Geschichten. Sie überlagern und ergänzen sich, kommentieren einander. Die Geschichte einer starken Frau, die trotz schlechter Startbedingungen das Leben bewältigt, Kraft ausstrahlt - und Hoffnung macht.


Die bunte Bucht, gemalt von Alja

Wednesday, May 24, 2006

Surreal



Missverständnis zweier Surrealisten
(für Katja Hejek)

"es regnet"
sagte sie
"Männer in schwarzen Mänteln
gehen vorbei"
sagte sie

Magritte aber
hörte sie
nicht mehr genau
(sie sagte es nämlich erst Jahre
nach seinem Tod)

So hörte er nicht mehr
ihre letzten zwei Worte
und verstand nur
"es regnet Männer in schwarzen Mänteln"

Das malte er


Gedicht von Erich Fried
Bild von René Magritte

Saturday, May 20, 2006

Arnaldur Indridason: KälteZone

Komissar Erlendurs Faszination für verschollene und vermisste Personen erhält neues Futter, als ein Skelett auf dem Boden eines trockenfallenden isländischen Sees im wahrsten Sinne des Wortes auftaucht. Am Skelett - ein russiches Sendegerät. Kein wirklicher Spionage-Thriller, aber eine Geschichte, die neue Perspektiven auf die DDR, kommunistischem Idealismus, der fatal enttäuscht wird, und menschliche Irrungen aufzeigt.
Gut, wie nicht anders von Arnaldur Indridason zu erwarten, wenngleich einige der Vorgänger um den verschrobenen Erlendur mir besser gefallen haben. Dennoch lesenswert.