Sunday, February 22, 2009

Der Augenblick



Hier oben im 12. Stock hoch über den Straßen der gefräßigen Stadt ist es plötzlich still. Würde man das Fenster öffnen, könnte man weit unten das Hupen, Quietschen, Brummen der Autos, Straßenbahnen und Busse hören, dazwischen die Polizeisirenen. Doch das Fenster bleibt geschlossen und der Raum schwebt über der Stadt. Sie ist sich nicht mehr sicher, ob hinter der geschlossenen Zimmertür der Flur ist, die Wohnungstür, das Treppenhaus? Wer weiß, ob der Fahrstuhl noch existiert?
Der Raum umschließt sie wie ein Kokon, sicher, warm. Sie schließt die Augen und auch der Raum verschwindet. Keine Wände mehr um sie herum, kein Fenster. Was bleibt, ist das Gefühl des Bettes unter ihr, der Arm um ihren Körper, sein Kopf an ihrer Schulter, seine Wärme. Das Ein- und Ausatmen ihrer beiden Körper.
Schließlich weiß sie nicht mehr, wo sie aufhört und er anfängt.
Nur Einatmen. Ausatmen.
Einatmen, ausatmen in die schwebende Stille hinein.

Bild: Quint Buchholz, Der Augenblick.

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