Friday, July 31, 2009

Paladin Of Souls


Lois McMaster Bujold's Paladin of Souls ist der zweite von drei Romanen, der in der Welt Chalion spielt. Die Autorin hat eine komplette mittelalterlich anmutende Welt mit einer eigenen Religion erschaffen, deren Basis fünf Götter sind, einer für jede Jahreszeit und ein fünfter (durchaus doppeldeutiger) Gott namens Bastard. (Wikipedia führt sogar einen Artikel über dieses Glaubenssystem... - wobei dabei die Frage ist, ob das mehr über den Wert von McMaster Bujold oder wikipedia aussagt.)
Auf Englisch war das Buch aufgrund seiner Wortwahl durchaus anspruchsvoll zu lesen und wegen der mir unbekannten Begrifflichkeiten und Namen zunächst auch schwer zugänglich. Von Chalion und der Protagonistin des Romans, der Royina Ista, geht dann aber doch Faszination aus, so dass ich eine Nacht durchlesen musste.
Ista ist die Mutter der herrschenden Königin des Landes und ist das Leben an einem abseits gelegenen Hof gründlich satt. Sie fühlt sich eingesperrt, von ihren Göttern verlassen und will nur noch fort. Der einzige Ausweg ist das Vortäuschen einer Pilgerreise, auf der das Abenteuer anfängt, das sie auf neue und einzigartige Weise wieder zurück zu ihren Göttern bringt und sie nebenbei ihr Land und ihr eigenes Leben retten lässt.
Paladin of Souls hat viele typische Fantasy-Elemente, vor allem auch das mittelalterliche Szenario, allerdings ist es religiöser als vieles andere, was ich in diesem Genre bislang gelesen habe und dadurch durchaus interessant.

Lois McMaster Bujold, Paladin of Souls, Harper Torch, New York 2003.

Sunday, July 26, 2009

Louise Erdrich: Der Club der singenden Metzger

Der Titel des Buches versetzt erst einmal in etwas skeptisches Erstaunen. Eine Freundin bemerkte treffend, nachdem sie die auf dem Klappentext der Taschenbuchausgabe abgedruckten Empfehlungen gelesen hatte, dass sie einem Buch, das von so vielen Frauenzeitschriften schwärmerisch kommentiert wird, nicht über den Weg trauen würde. Ich habe es dennoch gelesen und es erzählt auf seinen 500 Seiten tatsächlich eine anrührende Geschichte. 

Es ist die Geschichte der deutschstämmigen Familie Waldvogel, die in einem Dorf in North Dakota eine Metzgerei betreiben, und der rastlosen Delphine, deren Leben sich unwiderruflich mit dem Leben der Waldvogel verwebt. Erzählt wird von den Folgen der zwei Weltkriege (im ersten kämpfte der Vater auf der Seite der Deutschen, im zweiten die Söhne für die Amerikaner), den schrägen, liebenswerten Charakteren der amerikanischen Provinz und von den neuen Problemen, die die zwangsläufigen Umbrüche in einer multikulturellen Gesellschaft für die Menschen mit sich bringen. Dabei sind die Dinge unter der Oberfläche oft anders als sie scheinen, aber die Grenzen dessen, was man zu tun bereit ist, um den Schein zu wahren, verschieben sich beständig. Von der Erzählweise und von der Darstellung des Familienepos mit all seinen Nebenschauplätzen hat mich das Buch an Jeffrey Eugenides’ Middlesex erinnert, auch wenn die singenden Metzger vielleicht wiederum dann doch nicht ganz so bizarr anmuten, wie es der Eugenides’ Protagonist ist. 

Louise Erdrich: Der Club der singenden Metzger, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.

Tuesday, July 21, 2009

Scary Fragile


Finally...
Butterfly Boucher hat es endlich geschafft, bzw. man hat sie endlich gelassen! Nach schwierigem Hin und Her und der Trennung von ihrem bisherigen Plattenlabel ist Scary Fragile, ihr zweites Album nun endlich veröffentlicht.
Die Details darüber kann man nachlesen in einem Interview auf wearsthetrousers.com.
Das Album - soviel konnte man schon vorher erahnen und jetzt bestätigt sehen - beinhaltet sehr schöne Songs („A bitter song“, „Scary Fragile“) und viel geballtes Leben voller Butterfly-Energie („Keeper“, „I found out“). Musikalisch knüpft es direkt an Flutterby an, manches kommt einem bekannt vor, fast vertraut. Die Texte gefallen mir gut:
I found out I can be who I am
I can only do what I can
I won’t try to describe the relief…
(“I found out”)
Das Album ist in Deutschland bisher nur als Download erhältlich, aber bei iTunes insgesamt bereits relativ erfolgreich, diverse Interviews in online-Magazinen belegen das wohl. Zur Zeit lebt Butterfly in den Staaten und tourt dort bald wieder mit Ten out of Tenn, einer Gruppe von zehn Singer/Songwritern, von denen der Kern aus Tennessee stammt.

Watch out for this girl – she’s got a gun for a tongue!
What do you want? What do you want?
Everything. Everything.
(“Gun for a tongue”)

Lebenskunst

Janoschs erstes Gesetz der Lebenskunst:

Du kannst auf dieser Welt nur leben, wenn du sie zu deiner Geliebten machst.
Sie mit diesen ungeheuerlichen Wundern und Grausamkeiten annimmst und zwischen beiden das Gleichgewicht findest.
Sonst wirst du die nicht so verlassen können, wie du vorhast - laut lachend auf einem silbernen Vogel fliegend und bis zum Rand erfüllt mit allem, was sie dir zu bieten hat.

Janosch, Wörterbuch der Lebenskunst-Griffe, Goldmann, München 2000, S. 52.

Saturday, July 18, 2009

Hakan Nesser: Die Fliege und die Ewigkeit



Ich mag Hakan Nesser und ich mag Dietmar Bär.
Ich dachte daher, dass dieses Hörbuch auf keinen Fall ein Fehler sein könne.
Nunja...
Die Fliege und die Ewigkeit erschien erstmals 1999 in Schweden. Den Inhalt kann man ausführlich bei krimi-couch.de nachlesen und die dort formulierten Lesermeinungen spiegeln das Problem des Buches sehr gut wieder.
Ob der Roman ein Krimi ist, bleibt dahingestellt, er enthält lange Passagen philosophischer Betrachtungen und nur wenig wirklich spannende Elemente. Das Verbrechen ist zu Beginn des Buches schon geschehen und durch Gefängsnisstrafe sogar bereits gesühnt. Auf den fünf CDs liest Dietmar Bär nun also, wie es dazu kam. Den Knackpunkt der Geschichte, nämlich eine schwierige Freundschaft, die außerdem noch durch die Liebe zu derselben Frau überschattet wird, erkennt man bereits nach dem ersten Fünftel.
Einen ähnlichen Aufbau hat Nesser bereits bei Kim Novak badete nie im See von Genezareth (1998) verwendet. Das Verbrechen liegt Jahre zurück und der Protagonist erinnert sich, arbeitet das Geschehen auf. Nur ist dort zu Beginn weder klar, was genau passiert ist, was "das Schreckliche" ist, noch wie es sich zugetragen hat. Die Spannung kann also bis zum Ende gehalten werden. In Die Fliege und die Ewigkeit klappt das nicht.
Wenn man sich dann auch nicht so recht für die Philosphie begeistern kann, kann man die Enttäuschung einiger Nesser-Fans wohl begreifen - es ist eben kein Van-Veeteren-Fall.
Mir lag dieser Roman auch nicht so sehr, aber wenn man die Erwartungshaltung vom Krimi etwas verschiebt, war es nicht übel erzählt - und natürlich auch gut gelesen!

Hakan Nesser, Die Fliege und die Ewigkeit, Random House Audio 2006.

Friday, July 17, 2009

Orte

Sehr wohl ist es nicht egal, wo sich einer befindet.
An manchen Orten ist die Luft schlecht.
An manchen ist es zu laut, an manchen ist der Nachbar ein Lump.
Nur der Buddhist richtet es sich überall gemütlich ein.
Selbst in der Hölle.
Du bist aber kein Buddhist, also sieh zu, wie du zurechtkommst.
Aus: Janosch, Wörterbuch der Lebenskunst-Griffe, Goldmann, München 2000, S. 62.
Foto: Teneriffa 2008.

Thursday, July 16, 2009

Wolke 9



Beeindruckend. Gesehen im Open Air Kino Bielefeld.
Einfache Lebenswahrheiten - schlicht, langsam, entschleunigt.
Sex und Liebe im Alter, tabulos, aber ohne Aufregung erzählt, dazu bleiben es die immer wahren Geschichten von Liebe und Schmerz, von Verlassenwerden, Neuanfängen und Tod.
Anschauen, staunen.

Interview mit dem Regisseur Andreas Dresen (u.a. auch Sommer vorm Balkon) auf spiegel.de
Filminfos bei der Movie Database

Wednesday, July 15, 2009

Reisen


Man reist ja nicht,
um anzukommen,
sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Foto: Hammershus, Bornholm, Juli 2009.

Joseph Conrad: Herz der Finsternis


Joseph Conrad (1857-1924) ist ein in Polen geborener englischer Schriftsteller, der erst mit Leidenschaft reiste und zur See fuhr, danach darüber schrieb und mit seinen Erzählungen und Romanen viele Schriftsteller der modernen Literatur beeinflusste.
Die entscheidenste, aber auch traumatische Reise war die auf dem damals unter belgischer Macht stehenden Kongo.

Als Kapitän eines Dampfschiffs kommt Conrad in Kontakt mit korrupten und gewalttätigen Weißen und den unterdrückten Ureinwohnern des Gebietes. "Herz der Finsternis" erzählt ziemlich getreu die Erlebnisse dieser Reise aus der Perspektive eines Kapitäns namens Marlow und beleuchtet die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents und die Gewalttätigkeit der profitgierigen Besetzer, während gleichzeitig die Natur und die Andersartigkeit der Afrikaner ebenfalls manchmal angsteinflößend sind.

Die biografischen und historischen Zusammenhänge werden im Nachwort von Urs Widmer verständlich erklärt, worum ich dankbar war, da mir diese nicht in den Details bekannt waren.
Sprachlich fand ich Conrad während des Studiums im Original sehr schwierig und auch in der deutschen Übersetzung bleibt es manchmal etwas sperrig, wenngleich manche Passagen beeindruckend sind.
"Ich betrachtete die Küste. Eine Küste zu betrachten, wie sie am Schiff vorbeigleitet, das ist, als ob man über ein Rätsel nachdächte. Da ist sie vor dir - lächelnd, abweisend, einladend, großartig, trostlos, unscheinbar oder wild, und immer stumm, obwohl sie stets zu flüstern scheint. Komm her und find es heraus." (S. 21f.)
Joseph Conrad, Herz der Finsternis, Süddeutsche Zeitung Bibliothek Band 20, München 2004.

Tuesday, July 14, 2009

Twilight

Edward and Bella on screen.
Teenage romance with a gothic touch.
Just loved it.
:)

Jacques Berndorf: Mond über der Eifel

Diesen Jacques Berndorf hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen, als ich ihn nun als Hörbuch anhörte.

Nach den großartigen Hörbüchern der frühen Eifel-Krimis mit musikalischen Extras und mit Dietmar Bär als Baumeister und Günter Lamprecht als Rodenstock sind die neueren als reine Hörbücher erschienen - gelesen vom Autor selbst!

Und Berndorf liest gut, sehr gut. Seine rauhe Stimme passt selbstverständlich perfekt zum Protagonisten Baumeister, hinsichtlich der biografischen Parallelen vielleicht auch nicht wirklich verwunderlich. Pluspunkt: Nett, das außer den normalen CDs bei dieser Ausgabe auch noch eine mp3-CD beiliegt und das bei einem sehr fairen Hörbuch-Preis von unter 20 Euro.

Die Story selbst hat viele der typischen Eifel-Krimi-Elemente: Kater Satchmo, die Pfeifen, eine Reihe von Besuchern, die Baumeister auf die richtige (oder falsche) Spur bringen wollen, Baumeisters Beziehungsschwierigkeiten und seine Liebe zur Eifel, ihren Menschen und Landschaften. Hinzu kommen neue Töne von Vergänglichkeit beim selbstzweifelnden und kranken Rodenstock, die auch Baumeister nicht unberührt lassen - sehr emotional.
Der Fall kommt eher sehr langsam voran, ist verzwickt und irgendwie zäh, die Auflösung ist nicht sensationell überraschend, sondern eher lahm. Das tat meiner Freude über das Wiederhören mit den Charakteren und Berndorfs Erzählstil aber keinen Abbruch. Vermutlich kein Einsteigerwerk, da sollte man eher die früheren Bände lesen.
Jacques Berndorf, Mond über der Eifel, Technisat/Radioropa Hörbuch 2008.

Saturday, July 11, 2009

Segeln 2009

Sailing July 2009

Stationen des Törns waren Lauterbach, Glowe und Roenne. Die Wetterlage ließ einige andere Stationen nicht zu, wir kämpften mit zu wenig und zu viel Wind. Bornholm erreichten wir aber dennoch wie geplant, ein Ruhetag dort ermöglichte eine wunderschöne Rundreise um die Insel.

Wednesday, July 08, 2009

Daniel Kehlmann: Ich und Kaminski

Kehlmanns Ich und Kaminski ist ein Roman mit gleich zwei Protagonisten, die mir unsympathisch sind. Der Ich-Erzähler, das Ich aus dem Titel, ist der arrogante Kunstkritiker und Journalist Sebastian Zöllner, der sich selbst schon auf den ersten Seiten als unsensibler, egozentrischer, auch gemeiner und oberflächlicher Versager entlarvt, der höchstens verdreht intelektuell ist. Der jagt nun dem zurückgezogen lebenden und von seiner Tochter entmündigten Maler Kaminski hinterher, um dessen Enthüllungsbiografie zu schreiben, wenn möglich, soll sie knapp nach dessen Tod veröffentlicht werden. Beim Urteil über den Maler schwankt man zwischen Mitgefühl für den verschusselten Alten und der Skepsis über seinen vielleicht doch nur rein manipulativen Charakter.
Nachdem sich Zöllner mit Bestechung und List Zugang zu Haus und freier Zeit mit dem Maler verschafft hat und ihn mit allen Mitteln zum Reden bringen will, bringt der Alte ihn dagegen dazu ihn mit auf eine Reise zu seiner verstorben geglaubten Geliebten zu nehmen, die der ohnehin verschuldete Journalist wider Willen bzahlt, nur um am Ende von der Tochter des Maler und dem Maler selbst ausgebotet zu werden, da dieser die Rechte für seine Lebensgeschichte bereits an einen Konkurrenten verkauft hat.
Das Ganze spielt sich auf knapp 170 Seiten ab, liest sich flüssig und ist sprachlich durchaus interessant. Die Story bzw. ihre Quintessenz erschließt sich mir jedoch nicht so recht. Wer manipuliert, wird am Ende selbst betrogen? Um das Leben/die Freiheit zu gewinnen, muss man zunächst alles (Geld, Frau, Beruf, Ruf,...) verlieren? Ich weiß ja nicht!
So ganz zufriedenstellend war die Lektüre daher nicht.
Daniel Kehlmann, Ich und Kaminski, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2005.

Tuesday, July 07, 2009

Sue Townsend: Downing Street No.10



Dem fiktiven Premierminister Edward Clare wird vorgeworfen vom alltäglichen Leben der Briten keine Ahnung mehr zu haben. So verkleidet er sich (mit großer persönlicher Freude) als Edwina und macht sich mit dem Polizisten Jack Sprat auf eine Reise durch Armuts-, Drogen- und Rentnermilieu und entdeckt nebenbei seine eigenen familiären Wurzeln und sich selbst wieder. Neue Energie für den Job findet er allerdings nicht...
Man beobachtet die Briten mit Edwina eher mit den Augen des staunenden Kindes als durch die strenge analysierende Brille des regierenden Politikers und freut sich an den kleinen Schrulligkeiten und den großen Dramen.
Amüsant, unterhaltsam, kurzweilig.

Sue Townsend, Downing Street No.10, Heyne, München 2007.