Monday, April 28, 2014

Tess Gerritsen - Leichenraub

 Nach vielen Bänden um Jane Rizzoli und Maura Isles ist Leichenraub der erste Tess Gerritsen Roman ohne die beiden als Protagonisten, es ist in der Nummerierung vielmehr der fünfte medizinische Thriller der Autorin.
Julia Hamill findet im Garten ihres neuerworbenen Hauses die Knochen einer jungen Frau. Maura Isles tritt kurz als Expertin auf, um zu entscheiden, dass es sich nicht um einen aktuellen Todesfall handelt, wenngleich es dennoch Mord war - der aber vor 200 Jahren geschah. Julia fragt sich, wer die Tote war und was ihr zugestoßen ist. Mit Hilfe eines Verwandten der ehemaligen Hausbesitzer, Henri (89), stöbert sie in dessen alten Briefen und Dokumenten, um mehr darüber herauszufinden. 
 Parallel dazu erleben wir die Geschichte von Rose Connelly, einer armen irischen Einwanderin, in der 1830er Jahren. Sie muss zusehen, wie ihre Schwester an einer schwierigen Geburt stirbt, das Kind überlebt, seltsamerweise versuchen aber verschiedene Personen, ihr das Kind abzujagen. Gleichzeitig erleben wir die grausamen Taten des sogenannten West End Reaper, einem Serienmörder, der Krankenschwestern und Ärzte grausam tötet. Gemeinsam mit einem Medizinstudenten namens
Norris Marshal, der wie Rose Zeuge von einem der Morde wird, versucht sie, das Baby zu schützen, und findet dabei schließlich die Wahrheit heraus...
...wie auch Julia und Henri durch das Studium der Dokumente in der Gegenwart.
Gleichzeitig ist das Buch gespickt mit historischem Fachwissen über das medizinische Wissen des 19. Jahrhunderts und die vorherrschenden Praktiken - zum Beispiel dem "Leichenraub", um Anschauungsmaterial für die Studenten zu erhalten.
Die beiden Zeitebenen sind gut miteinander verwoben, die historische überwiegt dabei, diese ist aber auch deutlich anschaulicher geschildert und wirkt authentischer, die Charaktere sind plastischer als die der Gegenwart. 
Leichenraub ist ein interessanter Genremix aus historischem Roman und Krimi, die medizinischen Romane von Gerritsen sind demzufolge durchaus einen zweiten Blick wert.

Tess Gerritsen, Leichenraub. Random House Audio 2008.

Friday, April 25, 2014

Andreas Gruber - Todesfrist

Ein schockierendes Cover für einen gruseligen Roman: Todesfrist von Andreas Gruber handelt von einem Serienkiller, der sich von den Geschichten des Struwwelpeters (schauriges Bilderbuch des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845) inspirieren lässt. 
Die Münchner Kommissarin Sabine Nemez ist persönlich betroffen, denn ihre Mutter ist eines der Opfer, sie wird ermordet - mit Tinte ertränkt - aufgefunden. Der Mörder spielt zudem ein grausames Spiel, indem er den Angehörigen der Opfer Hinweise gibt, mit denen diese herausfinden sollen, weshalb er sie entführt hat. Die Parallelen zwischen den Morden werden erst gänzlich aufgedeckt, als ein exzentrischer holländischer Experte, Marteen S. Sneijder, hinzugezogen wird. Eine Jagd gegen die Zeit beginnt, denn der Täter hat sein nächstes Opfer schon in seiner Gewalt...

Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Opfern und Sabine Nemez. Ersteres zeigt überdeutlich die Grausamkeit des Täters und gewährt zugleich Einblicke in seine Psyche. Letzteres ist die Ermittlerperspektive, wobei Nemez'  persönliche Betroffenheit durch den schrecklichen Tod der Mutter nicht sehr überzeugend dargestellt ist. Zwar bricht sich die Trauer und Wut am Ende doch noch Bahn, zwischenzeitlich ist sie viel zu farblos. 
Am positivsten ist Marteen S. Sneijder zu werten, dessen oberflächliche Emotionslosigkeit und Rationalität die Auflösung des Falls vorantreibt, gleichzeitig ist er aber spleenig und erfrischend anders - und vor allem aber im Grunde doch anteilnehmend. Ein Charakter, den man wiedertreffen möchte. 

Insgesamt ein solider Thriller mit einer interessanten, wenn auch überaus grausamen Idee.

Andreas Gruber, Todesfrist. Audiobuch Verlag 2013.


Thursday, April 24, 2014

Markus Orths - Das Zimmermädchen

Oft ist es ja so, dass literarisch anspruchsvolle Werke kein breites Publikum, keine Fans finden. Markus Orths kurzer Roman Das Zimmermädchen ist von vielen Rezensenten hochgelobt worden, wenn man die zahlreichen Zitate auf der Website des Verlags Schoeffling & Co. liest.

Doch beeindruckt hat mich der Roman nicht besonders.
Die Protagonistin Lynn kehrt nach einer langen, nicht näher spezifizierten Therapie in einer Klinik nach Hause zurück und ist offensichlich noch nicht wieder in der Lage ein sogenanntes normales Leben zu führen. Sie entwickelt einen massiven Putzzwang, den sie bei ihrem Job als Zimmermädchen in einem Hotel hervorragend ausleben kann. In Ermangelung von tragfähigen Beziehungen, egal ob zu Freunden, Kollegen oder ihrer Mutter, beginnt sie sich ebenso zwanghaft für die Identitäten der Hotelgäste zu interessieren, interpretiert deren Leben aus den Fundstücken in ihren Zimmern, "probiert" deren Leben an. Dies gipfelt schließlich darin, dass sie sich unter den Betten versteckt und so die Abende und Nächte der Hotelgäste miterlebt, ohne dass diese es bemerken. Gesund wird sie dadurch nicht, ihre Zwänge steigern sich zusehens, der Versuch, eine relevantere Beziehung zu einer Prostituierten aufzunehmen, scheitert ebenfalls.
Am Schluss stehen Lynn und ebenso der Leser vor einem Scherbenhaufen.
Lynns Unfähigkeit, eine eigene Identität aufzubauen, ein eigenes Leben zu leben, ist verstörend und sicherlich von Orths literarisch gut umgesetzt. Die Erzählung zeigt das Scheitern in und an einer Gesellschaft, die zwar Individualität großschreibt, aber dennoch keinen Raum dafür lässt, die Protagonistin fühlt sich anders, aber dabei gänzlich unverstanden und allein, selbst die Therapeuten verstehen sie nicht. Die Zwanghaftigkeit, mit der Lynn Ordnung schaffen will, ist ein verzweifelter Versuch, die Diskrepanz zwischen ihrem formlosen Selbst und der gesellschaftlichen Norm auszugleichen. Es gelingt ihr nicht, sie scheitert.
Und hierin liegt auch das Problem des Romans. Die Perpektivlosigkeit mag realistisch und gut ausgearbeitet sein, doch was tut der Leser damit? Weiterentwicklung der Protagonistin Fehlanzeige. Das Scheitern allein als Sinn eines Romans ist zu wenig.
So hat Orths meines Erachtens zwar durchaus eine interessante Idee, aber die, änlich wie schon bei Lehrerzimmer, nirgendwohin führt.

Markus Orths, Das Zimmermädchen. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008.

Wednesday, April 23, 2014

Tess Gerritsen - Totengrund

Maura Isles stößt an ihre Grenzen: Ihre Beziehung zu einem Priester wird für sie zunehmend untragbar. Dies ist auch der Grund, warum sie die Einladung eines ehemaligen Kommilitonen, den sie auf einer Tagung in Wyoming wiedertrifft, zu einem Skiausflug mit dessen Tochter und Freunden annimmt.
Doch von Anfang an läuft alles schief und die Gruppe strandet nach einem Unfall in einem Schneesturm in einem verlassenen Tal mit lauter identischen Häusern - Kingdom Come. Die Bewohner scheinen ihre Häuser sehr plötzlich verlassen zu haben, offene Fenster, unangetastete Mahlzeiten auf dem Tisch, überall das gleiche Bild eines Propheten an der Wand... Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht. Die Fluchtversuche der kleinen Gruppe scheitern und ihre Lage wird zunehmend bedrohlich. Auch Maura wird verfolgt, als sie sich zu Fuß auf den Weg in die Zivilisation macht - unklar ist, wer genau der Feind eigentlich ist...
Parallel dazu wird der ausgebrannte Jeep der Gruppe mit vier Leichen gefunden, eine davon wird fälschlich als Maura Isles identifiziert, erst in letzter Minute erfährt Jane Rizzoli, dass die Tote, für die sie gerade einen Gedenkgottesdienst abhalten, nicht ihre Freundin sein kann...
Erst nach und nach nähern sich die zwei Erzählperspektiven wieder an und die Zusammenhänge werden deutlich, wenngleich doch alles wieder einmal anders ist, als zunächst angenommen.
Totengrund ist in vielerlei Hinsicht anders als seine Vorgänger, das Setting in Kingdom Come ist bedrohlich und schwer abzuschätzen, Maura muss hinnehmen, dass sie keine oder nur wenig Kontrolle über die Geschehnisse hat, findet darüber aber wieder zu sich selbst und trifft am Ende wichtige Entscheidungen. Jane Rizzolis Hartnäckigkeit tritt als ihre hervorragendste Eigenschaft zutage, trotz der wenigen Spuren und Hinweise, die sie verfolgen kann, gibt sie nicht auf.
Mechthild Großmann lieh schon verschiedenen Tess Gerritsen Hörbüchern ihre einzigartige Stimme - passt wunderbar.

Tess Gerritsen, Totengrund. Random House 2012.

Sunday, April 20, 2014

Tess Gerritsen - Grabkammer

Grabkammer ist der siebte Band der Serie um Jane Rizzoli und Maura Isles von Tess Gerritsen. Im Gegensatz zum Vorgänger Blutmale, rückt in Grabkammer der Fall wieder mehr in den Mittelpunkt und die persönlichen Missverständnisse von Rizzoli und Isles treten weniger stark zutage.
Im Keller eines Bostoner Museums wird eine Mumie gefunden - ein Sensationsfund! Leider stellt sich heraus, dass diese Mumie nicht so alt ist, wie sie sein sollte. Weitere pseudoarchäologische Artefakte werden gefunden und es wird klar, dass ein Serientäter mit einem Hang zur Archäologie sein Unwesen treibt. Die junge Archäologin Josephine Pulcillo rückt in den Fokus des Täters, versucht aber gleichzeitig, ihre eigenen Familiengeheimnisse zu schützen.
Gerritsen gelingt es, die Perspektive der Ermittler und die Josephines so gegeneinander zu setzen, dass die Spannung erhalten bleibt, obwohl man als Leser stets einen Wissensvorsprung hat (oder zu haben glaubt). Die Archäologie-Elemente waren spannend und ungewöhnlich für die Reihe. Am Ende stand wieder eine unerwartete Wendung bezüglich der Identität des Täters, auch der Showdown war typisch für die Reihe, tat dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. 

Tess Gerritsen, Grabkammer. Limes, München 2009.

Wednesday, April 16, 2014

Michael Winterhoff - Lasst Kinder wieder Kinder sein

Die ersten zwei Bücher von Michael Winterhoff trugen die "Tyrannen" im Titel, wenngleich festzustellen ist, dass diese Titel sowohl reißerisch als auch unpassend gewählt waren. Inhaltlich war vor allem das erste (Warum unsere Kinder Tyrannen werden: Oder: Die Abschaffung der Kindheit, 2008) augenöffnend und ließ manche der Verhaltensauffälligkeiten in anderem Licht erscheinen. Von dem zweiten (Tyrannen Müssen Nicht Sein: Warum Erziehung Nicht Reicht. Auswege, 2009) erhoffte man sich konkrete Hinweise, was zu tun sei, die Winterhoff aber nicht liefern konnte.
Dieses Buch - Die Rückkehr zur Intuition – damit Kinder wieder Kinder sein dürfen - nimmt erstmals stärker die Ursachen für das Verhalten der beziehungsgestörten Erwachsenen in den Fokus, die mit zu partnerschaftlichem bzw. symbiotischem Verhalten ihre Kinder davon abhalten, sich psychisch angemessen zu entwickeln. Was ist eigentlich los mit uns, mit der Gesellschaft?
Viele von uns befinden sich - so Winterhoff - im Hamsterrad. Wir haben unsere innere Ruhe verloren. Zwei Faktoren macht er hauptsächlich verantwortlich:
  1. Die tägliche Masse der negativen Nachrichten mit einer Art traumatisierender Intensität. Alles wird mit übertreibender Wort- und Bildwahl dargestellt, alles ist sehr schnell katastrophal
  2. Der rapide Anstieg der sozialen und beruflichen Verpflichtungen, immer mehr muss in derselben Zeit erledigt werden, soziale Netzwerke kommen hinzu, Freiräume gibt es nicht mehr, Freizeit muss "genutzt" werden.
Dadurch entsteht Gehetztheit und Rastlosigkeit, eben das Hamsterrad.
Die Rastlosigkeit wird oftmals auch auf die Kinder übertragen, deren Terminplan oftmals ähnlich gefüllt ist wie der eines Erwachsenen. Auf keinen Fall soll eine Förderung zu verpasst oder dem Kind eine Chance verbaut werden. Parallel dazu soll das Kind natürlich auch stellvertretend für den Erwachsenen glücklich sein (siehe Symbiose).
Die scheinbare Freiheit unserer Zeit, aus allem wählen zu können, alles tun zu können, entpuppt sich dabei als Belastung, die Qual der Wahl, die stete Überforderung, was das richtige ist, und ob nicht doch etwas anderes noch besser gewesen wäre.
Um wieder gelassener und normaler mit Kindern und unseren Mitmenschen umgehen zu können, müssen wir aus dem Hamsterrad aussteigen, dazu gibt Winterhoff einige Beispiele und zeigt Möglichkeiten auf, die uns die Rückkehr zum intuitiven Verhalten ermöglichen sollen. Ob der Aussteig allerdings tatsächlich so funktionieren kann, wird jeder für sich überprüfen müssen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Winterhoffs Überlegungen plausibel scheinen und dass jeder anhand der dargestellten Zusammenhänge überprüfen kann und sollte, ob er sich vielleicht auch im Hamsterrad befindet, und welche Konsquenzen das haben kann.

Michael Winterhoff: Lasst Kinder wieder Kinder sein: Oder: Die Rückkehr zur Intuition. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011.

Tuesday, April 15, 2014

Andrea Maria Schenkel - Finsterau

Die Familie Zauner ist arm, der strenggläubige Vater Tagelöhner, die Tochter Afra kehrt mit einem unehelichen Kind nach Hause zurück, das birgt Konflikte. Als Afra und ihr kleiner Sohn ermordet aufgefunden werden, sitzt der Vater teilnahmslos daneben, die Sache scheint klar - er wird verurteilt und versinkt im Gefängnis immer mehr in Demenz. 18 Jahre später taucht ein Zeuge auf, der behauptet, der wahre Täter laufe frei herum... In Rückblenden werden die Ereignisse jenes Tages erzählt, plötzlich gibt es mehrere mögliche Täter. Zeugen kommen zu Wort, bis schließlich der wahre Mörder verhaftet wird.
Das Konzept der Geschichte ist ähnlich wie bei Tannöd: Aus den verschiedenen Blickweisen der beteiligten Personen setzt sich schließlich der historische Mordfall zusammen. Das Setting ist ausgesprochen düster, die Ärmlichkeit der Zauners stets präsent und bedrückend. Spannung erzeugt dies allerdings nicht sehr, zumal der (Nicht-)Täter, der Vater, von vornherein entlastet ist, man wartet also quasi ab, wie die tatsächlichen Mörder Jahre später mit Hilfe der Zeugen entlarvt werden. 
Das Hörbuch wird von der Autorin gelesen, so dass der bayrische Dialekt, der die Erzählung prägt, authentisch umgesetzt wird. Allerdings ist es zugleich auch keine angenehme Vorlesestimme. Aber: In Bezug auf die düstere Atmosphäre, die rauhe Ärmlichkeit der Protagonisten, passt es wieder doch.

Andrea Maria Schenkel, Finsterau. Hoffmann und Campe 2012.

Saturday, April 12, 2014

Markus Zusak - Die Bücherdiebin

Hochgelobt und preisgekrönt, dieses Buch war ein "must-read", der Titel, das Cover...
Der Autor Markus Zusak ist Australier, aber seine Eltern stammen aus Deutschland und Österreich, was sein Interesse an dem Thema Nationalsozialismus erklärt.
Das Buch ist in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich. Der Erzähler ist der Tod. Kein kalter, herzloser, sondern ein menschenfreundlicher, mitfühlender Tod, der offensichtlich ein Zuneigung zu Menschen, die Bücher lieben, und insbesondere zu der Protagonistin Liesel empfindet.
Liesel durchlebt als junges Mädchen viele der Schrecken, die Hitler-Deutschland zu "bieten" hat: Verfolgung, Verlust des Bruders und der Mutter, Umsiedlung in eine fremde Familie, Mitleid mit den verfolgten Juden und Angst vor Entdeckung des einen Juden, der sich bei ihnen versteckt, Kriegselend, Ausbombung und noch mehr Tote, immer noch mehr Tote.
Der Erzählstil ist ungewöhnlich, ständig unterbrochen von Zwischenüberschriften, Satzeinschüben, Vor-Zusammenfassungen, so dass dem Leser vieles vorweggenommen wird, vor allem das Schicksal der Hauptpersonen, von denen - wie könnte es in einem vom Tod erzählten Buch anders sein? - die meisten sterben. Es wird eine Menge geflucht in diesem Roman, man sieht alle Personen seltsam von außen und weniger von innen (entsprechend dem allwissenden Erzähler, der seine Macht voll ausspielt), dennoch wirkt das Geschehen poetisch, die Farben, in denen der Tod alles sieht, Liesels sprachliche Bilder, wenn sie erzählt oder schreibt...

Diese Besonderheiten führen wohl dazu, dass die Leserschaft sich spaltet in Begeisterte und Genervte. Selten habe ich so gegensätzliche Bewertungen/Rezensionen gelesen.
Mir hat das Buch gut gefallen, ich mochte das Experimentelle, das Ungewöhnliche. Ich mochte die Charaktere (trotz der fehlenden Innensicht). Ich mochte die Idee, dass Bücher die Seele/das Leben retten, jemanden überleben lassen. Ich mochte, dass mich das Buch emotional angerührt, zum Lachen und zum Weinen gebracht hat.

Markus Zusak, Die Bücherdiebin. Blanvalet, München 2009.

Thursday, April 10, 2014

Yrsa Sigurðardóttir - Seelen im Eis

Óðinn lebt, nachdem seine Frau bei einem Sturz aus dem Fenster umgekommen ist, mit seiner Tochter Rún zusammen. Diese leidet unter Albträumen und hat den Tod der Mutter nicht verarbeitet. Beruflich wird er mit Recherchen zu einem ehemaligen Heim für straffällige Jugendliche beauftragt, wo 1974 zwei Jungen umkamen. In Rückblenden wird parallel dazu die Geschichte eben dieser Zeit aus der Sicht einer jungen Frau namens Aldís erzählt. 
Bald wird klar, dass es Zusammenhänge zwischen Aldís' und Óðinns Geschichte gibt. 
Doch obwohl das Ende offensichtlich im Prolog bereits vorweggenommen wird, gibt es doch noch einmal eine Wendung im Epilog. Gerade dies - sowohl Prolog als auch Epilog - fand ich erzählerisch eher ungeschickt. Die Verknüpfung der beiden Zeitebenen und der Spannungsbogen waren dennoch ordentlich, die Charaktere wiederum nicht sonderlich beeindruckend, entwicklungsschwach bzw. sogar unglaubwürdig (siehe Epilog). Die Schriftstellerin wird zum Teil im Thriller-, zum Teil im Mystery-/Grusel-Genre angesiedelt. Letzteres konnte ich in Seelen im Eis nicht feststellen, aber es ist wohl ein alles in allem durchschnittlicher Thriller - der für mich noch den Island-Bonus innehatte. 

Yrsa Sigurðardóttir, Seelen im Eis. Argon 2013.

Saturday, April 05, 2014

Vierte Challenge-Lesenacht

Welches Buch liest du heute und für welchen Punkt?
Ich fange an, Die Bücherdiebin von Markus Zusak zu lesen für die Kategorie "Ein Buch, das dir schon mehrfach empfohlen wurde". Ich habe es heute erst aus der Bibliothek ausgeliehen.

Wo kaufst du in der Regel deine Bücher?
Ich versuche möglichst wenig neue Bücher zu kaufen, dazu liegt einfach zuviel Ungelesenes hier herum.
Meine e-books kaufe ich bei amazon, weil ich einen kindle benutze (leider immer noch das beste Modell auf dem Markt), alles andere (vor allem auch Buchgeschenke) aus Überzeugung im lokalen Buchhandel. Dabei schätze ich vor allem bei einem dieser Buchhändler die nette Beratung (unglaublich belesen der Mann!) und wenn niemand mehr im Buchhandel kauft, wird es ihn bald nicht mehr geben. Leute, bestellt nicht alles online!!!

Heute ist der 5. April. Teile uns den 5. Satz des 5. Kapitels mit. 
Den Prolog zähle ich mal nicht als Kapitel, dann ist das fünfte Kapitel "Der Kuss (Eine Kindheitsentscheidung)" und der fünfte Satz darin: "Armenviertel gab es dennoch fast überall."

Welchen Protagonisten in deinem Buch hast du ins Herz geschlossen oder magst du sehr gern?
Von der Bücherdiebin selbst mal abgesehen, ist mir Hans Hubermann, ihr Vater, bisher am sympathischsten, aber es ist noch ein bisschen früh im Buch eigentlich.

Coffee and cards

The results of coffee and cards this morning. 
Enjoyed some postcrossing writing after some weeks without it...

Thursday, April 03, 2014

Lisa J. Smith - Im Zwielicht

Eine der Kategorien meiner SuB-Challenge 2014 sieht ein Buch aus dem Vampirgenre vor. Tatsächlich hat mein SuB keine Vampire zu bieten, also lieh ich eines aus: Im Zwielicht. Tagebuch eines Vampirs von Lisa J. Smith. Es ist der erste Band einer ganzen Vielzahl von Unterbänden, Nebenreihen, Prequels,... Smith' Name fällt oft im Zusammenhang mit Stephenie Meyers Twilight Serie, denn Meyer wird vorgeworfen, Smith kopiert zu haben, da Im Zwielicht bereits 1991 erschien, der erste Twilight Band im Jahr 2005.
Es ist das gleiche Genre, es ist ein ähnliches Setting: Elena kehrt zu Beginn eines neuen Schuljahres zurück an die Highschool und trifft dort auf den neuen Schüler Stefano, in den sie sich sofort verliebt. Dieser zeigt ihr erst die kalte Schulter, weil er als Vampir sie zwar liebt, aber gleichzeitig Durst auf ihr Blut hat. Eine zusätzliche Gefahr droht durch Stefanos Bruder Damon, mit dem er seit ihrer Vampirgeburtsstunde im Streit ist (natürlich wegen einer anderen Frau, die Elena ähnlich sah).
Die Vampire der beiden Reihen unterscheiden sich in einige Merkmalen, ihrer Tageslichtverträglichkeit zum Beispiel, habe aber natürlich auch Gemeinsamkeiten. Es gibt auch einige Szenen, die sich ähneln, sicher hat Meyer die Reihe gelesen, aber von völligem Plagiat würde ich nicht sprechen.
Man mag über Bella und Edward denken wie man will, vom Spannungsbogen her sind Meyers Twilight-Romane gut konzipiert, die Charaktere durchleben eine Entwicklung (sogar die Anti-Heldin Bella, die ansonsten das denkbar ungeeignetste role model / Vorbild für junge Frauen ist). Die Charaktere in Im Zwielicht fand ich ausgesprochen flach und sogar unsympathisch. Elena scheint zwar eine unglückliche Vergangenheit zu haben, verhält sich aber durchweg als verwöhnte Göre und kommandiert andere herum und ist emotional skrupellos. Ihr Stefano rennt planlos durch die Wälder und erjagt Beutetiere, um seinen Durst zu stillen, lässt sich aber trotz 400 Jahren Vampirdaseins von seinem Bruder komplett hinters Licht führen. Da sind einige Nebencharaktere sympathischer, aber sie spielen für den Plot kaum eine Rolle.
Mag sein, dass sich die Vampire Diaries im Verlauf der Serie noch weiterentwickeln, ich werde sicher keinen weiteren Band mehr lesen. Aber immerhin einen Punkt der Challenge abgearbeitet.

Lisa J. Smith, Im Zwielicht. Tagebuch eines Vampirs. cbj, München 2008.