Monday, August 11, 2014

Antje Rávic Strubel - Gebrauchsanweisung für Schweden

Die Reihe der Gebrauchsanweisungen des Piper Verlags gehört seit einiger Zeit schon zu meinem Reiseeinstimmungsprogramm (siehe Irland und Island). Unterschiedliche Autoren, die einen besonderen Bezug zum Land haben (oft ausgewanderte Deutsche), schreiben über Hintergründe, Gewohnheiten und Besonderheiten von Land und Leuten. Bisher waren die Bände sowohl informativ als auch unterhaltsam, teils sogar recht witzig geschrieben, die Qualität stimmte.
Leider ist die Gebrauchsanweisung für Schweden das Gegenbeispiel. 
Frau Strubel ist deutlich schwedenbegeistert und es ist ihr Sehnsuchtsland, das sie oft besucht hat und sicher auch gut kennt. Sie schreibt mit großer Sympathie und geht sensibel mit den Schweden und ihren Eigenarten um. Ihr Schreibstil trifft nicht so sehr meinen Geschmack, aber das ist subjektiv, wenngleich die eher literarisch-geprägten Beschreibungen der Landschaften und ihrer persönlichen Empfindungen in der schwedischen Natur nicht so recht zur Reiseliteratur passen wollen. Etwas mehr Sachlichkeit und Konzentration auf Inhalte wäre sehr wünschenswert gewesen.
Das Hauptproblem dieser Gebrauchsanweisung ist aber die fehlende Struktur. Zwar gibt es Kapitel und sogar Zwischenüberschriften, ("Insel der Eigenbrötler" - hier geht es um Gotland - oder "Toben im Verein" - hier schreibt sie hauptsächlich über den Vasalauf (Skilanglauf), an dem ihr Vater teilnahm), diese sind allerdings nicht wirklich hilfreich zu einer thematischen Orientierung im Buch.
Zudem springt sie von einem Thema zum nächsten, teilweise sogar kapitelintern, was manchmal einfach den Eindruck von schlechtem Lektorat hinterlässt. Natürlich arbeitet sie typische Schwedenthemen, wie den Elch, die Flagge, Literatur und die Affinität der Schweden zu Wäldern und Seen, ab, aber es fehlt der Zusammenhalt der Themen, der Überblick, der alles zu einem umfassenden Eindruck zusammenfügen könnte. Die eingestreuten geschichtlichen Hinweise fügen sich nicht zusammen und wirken unvollständig. Persönliches zu berichten ist bei dieser Form der Reiseliteratur natürlich legitim, sonst würde man einen "normalen" Reiseführer kaufen, aber hier ersetzen sie teilweise eine Schilderung der Zusammenhänge und lassen den Leser in der Luft hängen mit Detailinformationen und Empfehlungen, mit denen man wenig bis nichts anfangen kann. Schade.

Antje Rávic Strubel, Gebrauchsanweisung für Schweden. Piper, München 2013.




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