Sunday, August 24, 2014

Pamela Lyndon Travers - Mary Poppins

Mary Poppins ist vielen ein Begriff und sofort hat man Julie Andrews aus dem gleichnamigen Disney-Film (1964) vor Augen. Doch den Namen der australisch-britischen Autorin Pamela Lyndon Travers (1899-1996) kennt man weniger. Als Kinderbuch-Klassiker erschien Mary Poppins auch 2005 in der Reihe "Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek" in einer hübschen und illustrierten Hardcover-Ausgabe. Im Original erschien es bereits 1934 in London und spiegelt selbstverständlich auch die Atmosphäre Londons in dieser Zeit.
Mary Poppins ist nicht wie andere Kindermädchen, sie hat einen sehr eigenwilligen Charakter, ist sehr eitel und ordnet sich gesellschaftlich nicht unter. Dennoch stört sich ihre Umwelt offensichtlich wenig daran bzw. lässt sie gewähren. Sie hat magische Fähigkeiten, warum und wieso erfährt man nicht - dies muss man auch als Leser ebenso wie die Kinder der Familie Banks, bei der Mary Poppins arbeitet, einfach hinnehmen.

Das Buch besteht aus zwölf Kapiteln, die eher eine lose Geschichtensammlung darstellen als eine zusammenhängende Erzählung. Die einzelnen Episoden sind Abenteuer, die die Kinder aufgrund der Magie ihres Kindermädchen erleben dürfen und die häufig mit den skurrilen Bakannten von Mary Poppins zu tun haben. Nach einem Besuch im Süßwarenhandel von Mrs Corry beobachten die Kinder beispielsweise, wie Mrs Corry, deren Töchter und Mary Poppins die Papiersterne, die als Dekoration auf den Pfefferkuchen klebten und die die Kinder aufgehoben haben, nachts an den Himmel kleben. Wunderbar. 
Das Lokalkolorit und auch die an einigen Stellen zu erkennende unterschwellige Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen, die allerdings Kindern vermutlich größtenteils verborgen bleiben, geben Mary Poppins einen ganz besonderen Charme. Als Märchen- und Geschichtenbuch hat es eine starke und fantasievolle Ausstrahlung und ist sicherlich auch heute noch gut vorzulesen. 

Pamela Lyndon Travers, Mary Poppins. Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek 2005. 

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