Friday, May 15, 2015

Andreas Steinhöfel - Anders

Andreas Steinhöfel ist einer der besten zeitgenössischen deutschen (Jugend-) Autoren, am erfolgreichsten ist er wohl mit seinen Rico-Geschichten.
In Anders schildert er die Geschichte von Felix Winter, der nach einer schweren Kopfverletzung und einer langen Zeit im Koma verändert erwacht. Er kann sich nicht an die Zeit vor dem Unfall erinnern und nimmt die Welt um sich verändert wahr. Daher gibt er sich selbst einen neuen Namen, Anders.
Sein Vater und seine Mitschüler wissen, dass kurz vor dem Unfall etwas passiert sein muss, was Felix stark beschäftigt hat, doch es ist nicht leicht für Anders, den Schlüssel zu diesen Geschehnissen zu finden.
Wer Paul Vier und die Schröders von Steinhöfel kennt, der wird feststellen, dass der Autor sich nach 22 Jahren (!) desselben Settings bedient und einige Bemerkungen zu den damaligen Geschehnissen in der Ulmenstraße (wo Paul Vier und Anders leben) macht. Dies ist aber nicht wirklich relevant für die Ereignisse, außer das man sich als Leser wieder an die bedrückende, spießige Atmosphäre der Nachbarschaft erinnert fühlt, in Form einer unguten Erinnerung vielleicht.
Der Erzählstil, teils ein innerer Monolog, teils fast eine Art Voice-Over, ist das bestechendste an Anders. Reales Geschehen wird angereichert mit mystischen Gedanken und Träumen. Anders' Deutung der Welt, indem er Farben in den Menschen sieht, machen eine Einordnung in gut und böse ("zuviel schwarz") und damit eine Abgrenzung möglich. Er kann sich für das Helle entscheiden und geschehenes Unrecht ausgleichen. Eine sehr anrührende, mystische Geschichte, "anders" als andere Jugendromane und erzählerisch und sprachlich den meisten weit überlegen.

Andreas Steinhöfel, Anders. Silberfisch 2014.


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